Sans Serif aber mit gleicher Lesbarkeit
Es könnte so einfach sein: Serifen abschneiden und fertig ist die Pensum Sans. Doch in der Welt des Schriftgestaltens wird das Ganze komplexer als anfangs gedacht. Wie kann man das bewährte Grundkonzept mit elementaren Details beibehalten und trotzdem eine verspielte serifenlose Textschrift entwickeln?
Lasst uns mit einem Detail anfangen, das Nils einfach nicht aufgeben wollte, aber lange überlegte, wie stark ausgeprägt es eingesetzt werden kann. Die Einkerbung im n Bogen zum Stamm wurde hier etwas zurückgenommen, aber immer noch so deutlich gelassen, dass sie zwar in Lesegrößen verschwindet, allerdings als Charakteristika im Großen überzeugt.
Die Sans sollte etwas unauffälliger und gleichmäßiger im Textbild laufen als die Pensum Pro, weshalb die runden Zeichen bei der Sans etwas schmaler angelegt sind.
Während die Serif und die Display die gleiche Stammbreite teilen, haben wir uns entschieden die Sans durch einen optisch gleichen Grauwert im Lesetext an die Serif anzugleichen. Das hat zur Folge, dass der Stamm der Pensum Sans leichter ist als der ihrer Kameraden, da der geringere Kontrast die Schrift im Textbild schwärzer erscheinen lässt.
Überraschung! Die Sans läuft noch platzsparender als die Pensum Pro und die Display.
Um in der humanistischen Sans weiterhin mit neun Gewichten arbeiten zu können, wurde diese mit Zunahme des Gewichts immer kontrastreicher.
Der erste Entwurf der Pensum Sans orientierte sich sehr an humanistischen Schriften. Hier fällt auf, wie weich und niedlich die Sans wirkt und, dass ihr Charakter noch nicht wirklich zur Serife passt. Auch kann man hier direkt erkennen, dass die gleiche Stammbreite bei der Pensum Sans zu einem optisch fetteren Ergebnis führt als bei der Pensum Pro.
Diese drei Varianten vom a zeigen wie im Laufe der Entwicklung der Sans immer mehr Schärfe in die Form gebracht wurde.
Die oben angesprochene Schärfe war nötig, um den fehlenden Charakter, den ursprünglich die kantigen Serifen eingebracht hatten, auszugleichen. Deshalb musste die Pensum Sans auch auf die pinselartigen Abstriche verzichten.
Kleine entscheidende Details, wie der geschwungene Abstrich im a oder der leicht abgeschrägte horizontale Balken im e, haben ihre Stellung in der Sans eingenommen und erfüllen ihre Aufgaben mit Bravour. Weil das a und e nun nach außen spitzer sind, harmoniert die Sans auch optimal mit der Pensum Display.
Ein kleiner Einblick in den komplexen Prozess der Gestaltung der Kursiven: Anfangs orientierte sich Nils noch sehr stark an der Pensum Pro, merkte aber schnell, dass die geschwungenen Formen in der Sans nichts zu suchen haben.
Das kleine x musste also auch seine extravagante Form aufgeben.
Genauso wurde das y immer gerader gezogen, so dass der tiefe Einschnitt aus der Serife und der Display schlussendlich komplett weichen musste.
Letztendlich haben diese Begradigungen der extravaganten Zeichen k, v, w, x, und z dazu beigetragen, dass die Kursive lebendig bleibt, aber dennoch seriös wirkt.
Auch wenn die Sans seriös geworden ist, wurden ein paar verspielte Details eingearbeitet. So wurden z.B. die Enden der Versalien hin und wieder angeschrägt, um sie mit Spitzen zu beleben.
Normalerweise benötigt eine Sans keine verschnörkelten Ligaturen, aber Nils, der Romantiker, konnte nicht widerstehen und hat der Sans trotzdem elegante typografische Ligaturen verpasst.
Während des Prozesses mussten wir immer wieder abwägen, welche Zeichen mehr Seriosität brauchen und welche verspielter bleiben können. Bei den Ziffern war jedoch kein Abwägen nötig. Uns war sofort klar: Diese mussten seriöser, schlichter und somit weniger schwungvoll gestaltet werden. So ist die 3 und 5 im Verhältnis ausgewogener und der Schwung der 3, 5 und 6 weniger ausgefallen.
Und wenn wir schon bei den Ziffern sind: Um ehrlich zu sein, es gibt ein Zeichen mit einer Serife - auch wenn die Schrift ohne eine einzige Serife beworben wird. Tja, dafür funktionieren die Tabellenziffern immerhin.